Willkommen in der
Planckwelt
3.Interview
in Münster
Skaleninvarianz - eine neu
entdeckte Symmetrie
IZ:
Wir treffen uns wieder in Münster. Die Skalensymmetrie ist hier ein wichtiges
Thema. Das Standardmodell der Elementarteilchen gehört mit der Allgemeinen
Relativitätstheorie zu den Glanzlichtern des 20. Jahrhunderts. Beide Theorien
bilden die experimentellen Daten bis auf eine Genauigkeit bis 10^-15 ab . Und doch wird
das Standardmodell als unvollständig betrachtet. 18 freie Parameter, die durch das Experiment bestimmt
werden, müssen in die Theorie per Hand
eingeführt werden, damit das
Standardmodell funktioniert. Das
Standardmodell kann die dunkle Materie und die Dunkle Energie nicht erklären . Die Massenwerte der Quarks, Leptonen
und Bosonen werden zu freien Parametern erklärt. Mit der Supersymmetrie soll das
Standardmodell erweitert werden und die offenen Fragen beantwortet werden. Nach
dem erneuten Hochfahren des LHC auf die Kollisionsenergie von 13 TeV wurden alle Anstrengungen darauf gerichtet, das erste supersymmetrische Teilchen zu
finden. Kein einziges neues Teilchen
wurde gefunden. Enttäuschung unter den
Physikern macht sich breit. Entweder ist
die Supersymmetrie in der Natur nicht realisiert, oder die Energie des LHC reicht nicht aus. Mit der Supersymmetrie erhält das
Standardmodell über 100 weitere freie Parameter. Das kann nicht das Ziel der Physik sein. Sie gehen mit der Skalensymmetrie einen
anderen Weg . Sie wollen die Anzahl der freien
Parameter reduzieren. Wie wollen Sie mit der Skalensymmetrie die Massen
berechnen und von einer Naturkonstante ableiten ?
Autor:
Zu den massiven Elementarteilchen gehören die 6 Quarks, die 12 Leptonen und 3 Bosonen. Hinzu kommt noch das Higgsboson als Skalarboson mit
dem Spin 0 . Sie sind alle dimensionsbehaftet. Die Skalensymmetrie hat damit ein Problem , weil dimensionsbehaftete Größen die Symmetrie
brechen. Wir entledigen uns der
Dimension [GeV] oder [kg] ,
wenn wir Massenverhältnisse bilden.
Beim Higgsmechanismus werden die Massen auf
den Vakuumerwartungswert v= 246 [GeV] reduziert. Durch den Prozess der spontanen
Symmetriebrechung an der Phasengrenze vermittelt das Higgs-Boson
den Eich-Bosonen der elektroschwachen Wechselwirkung die Masse, die die
Reichweite der schwachen Wechselwirkung beschränkt. Der Quotient wird Yukawa-
Kopplungskoeffizient genannt. Das Higgsboson hat den Kopplungskoeffizient H / v = e^-2/3 , das
top-Quark hat den Kopplungskoeffizient t
/ v = e^-1/3 , das Z-Boson den Kopplungskoeffizient Z / v = e^-1 . Die Naturkonstante, von der wir die Massen
ableiten können, ist die Eulersche Zahl e. .
Gehen wir über zum natürlichen Logarithmus
dann haben die Werte auf der
Geraden mit der Steigung tan α = -1/3 gleiche Abstände, und die Massenwerte können wir durch die
Quantenzahlen 1 , 2 , 3 darstellen.
IZ:
Das sieht bemerkenswert einfach aus,
wenn man bedenkt, dass in der Theorie des Higgsmechanismus,
der mit dem Nobelpreis 2013 anerkannt wurde,
die Masse des Higgsbosons nach wie vor nicht berechnet werden. Sie musste mit großem Aufwand durch das
Experiment ermittelt werden. 2012 wurde
die Masse mit 125.3 GeV und 126.3 GeV
am CMS- und am Atlas-Detektor bestimmt.
Beim top- Quark hat man sich am Tevatron in
den USA mühsam an den jetzigen experimentellen Wert heranarbeiten müssen
und war letztendlich von der
Größenordnung der Masse überrascht. Die Skalensymmetrie zeigt die logarithmische
Abhängigkeit der Massen. Der Vakuumerwartungswerts
erweist sich als Grenzwert. Welche
Bedeutung haben die 3 Familien für die Skalensymmetrie ?
Autor:
Die uns umgebende Welt besteht aus den Elementarteilchen der ersten
Familie. So besteht Wasserstoffatom aus uud
e . Die Experimente der letzten 6 Jahre haben
gezeigt, das
bei immer höheren Kollisionsenergien Elementarteilchen nachgewiesen
werden, die bei gleichen elektromagnetischen, schwachen
und starken Wechselwirkungen sich nur in der Masse unterscheiden. Masse ist bei
den Quarks und Leptonen ein weiterer Freiheitsgrad
und eine weitere Ladung, so wie es die Farbladung bei den Quarks ist. Doch warum haben diese Teilchen die
Massewerte, die im Experiment gemessen werden.
Die Supersymmetrie gibt darauf keine Antwort. Tragen wir die reduzierten Massen der
Quarks und Leptonen
auf der logarithmischen
Zahlengeraden auf, so erhalten wir gleiche Abstände. Wir erkennen
skalensymmetrisches Verhalten. Die Geraden
der beiden Quarkreihen und der Leptonen haben
unterschiedliche Steigungen, die den elektrischen Ladungen der Quarks und Leptonen zugeordnet werden können. Damit ergibt die Skalensymmetrie einen
interessanten Zusammenhang zwischen der elektrischen Ladung und der
Massenhierarchie.
IZ:
Weil wir in linearen Maßstäben denken, bleibt uns die zugehörige
Skalensymmetrie verborgen. Erst wenn wir logarithmische Maßstäbe zu
Grunde legen, werden uns neue Muster offenbart.
Wir glauben, wenn wir mit riesigen Aufwand die
Kollisions-Energie verdoppeln, dann
erhalten wir neue Teilchen im Überfluss.
Nach dem Neustart des LHC ist kein einziges neues Teilchen gefunden
worden. Der Higgsmechanismus
ist als der Prozess anerkannt, der den
Teilchen die unterschiedlichen Massen verleiht.
Die Massen selbst können mit dem Higgsmechanismus
nicht berechnet werden. Mit der
Skalensymmetrie haben Sie einen Weg gewiesen,
die Massen zu berechnen und von der Eulerschen
Zahl e abzuleiten. Die
Familienzahlen werden zu Quantenzahlen
der Masse. Die Masse ist auf der Ebene der Quantenmechanik quantisiert. Können Sie uns mit einem physikalischen
Prinzip den Ursprung der Masse verständlicher machen ?
Autor:
Das physikalische Prinzip, das skaleninvariante
Muster in gleiche lineare Abstände auf
der logarithmischen Zahlengerade transformiert,
ist die Boltzmann-Gleichung S= k ln
W. Sie ist 150 Jahre alt und hat schon
Max Planck auf die Sprünge geholfen hat. Und jetzt wird es interessant : Postulieren wir für die Entropie , die
wir auch als Wärmeladung bezeichnen können,
das Quantenprinzip, dann sind die Wahrscheinlichkeiten nicht
kontinuierlich, sondern quantisiert. Das Muster der Wahrscheinlichkeiten
ist dann vergleichbar mit dem Massenspektrum der Elementarteilchen. Anhand eines Beispiels sei das
thermodynamische Prinzip des Ursprungs der Masse erklärt. Stellen wir uns einen Glasbehälter gefüllt
mit Wasserdampf vor. Wasserdampf
verhält sich wie ein Gas, ist schwerelos
und hat scheinbar keine schwere Masse.
Sinkt beim Abkühlen die Umgebungstemperatur unter die
Verdampfungstemperatur, wird Kondensationsentropie frei, und es bilden sich
Wassertropfen. Es ist die gleiche Entropie , die wir hineinstecken müssen, wenn wir Wasser verdampfen. Wenn wir die Analogie mit dem Ursprung der
Masse weitertreiben wollen, dann bilden
sich an der Glaswand nicht Wassertropfen mit einem kontinuierlichen
Massenspektrum, sondern die Massen der
Wassertropfen folgen der Skalensymmetrie.
Das Temperaturfeld ist ein skalares Feld, vergleichbar mit dem Higgsfeld, das
ebenfalls alles durchdringt.
IZ:
Supersymmetrie oder Skalensymmetrie , welche Symmetrie
bringt uns weiter ? Die Dunkle Materie
gehört zu den großen Rätseln der Physik.
Die Suche nach dem kleinsten supersymmetrischen Teilchen, dem Neutralino, das nach der herrschenden Lehre Bestandteil der
Dunklen Materie sein soll, war auch nach
dem erneuten Anlaufen des LHCs bisher nicht vom Erfolg gekrönt. Kann uns die
Skalensymmetrie hier weiter voran bringen ?
Autor:
Wie kam es zur Hypothese der Dunklen Materie ? Beobachtungen in den 90-er Jahren zeigten,
dass am Rande von Galaxien die Geschwindigkeit der Sterne nicht abfällt, wie es
das Gravitationsgesetz von Newton und das Gesetz von Keppler voraussagt,
sondern dass die Geschwindigkeit
annähernd gleich bleibt. Damit
die Sterne durch die Fliehkraft nicht ins Weltall hinausgetragen werden, muss
am Galaxienrand die Gravitation sechsmal so stark sein. Diese
Gravitationswirkung wird der Dunklen
Materie zugeschrieben. Die Idee ist,
dass Sterne sich am Galaxienrand in einer Wasserstoffwolke bewegen, die
sechsmal so schwer ist. Wasserstoff
besteht aus den Quarks uud und dem Elektron e der ersten Familie. Durch Skalentransformation kommen wir zum
ultraschweren Wasserstoff . Er besteht aus den Quarks ccs und dem Lepton μ der 2.
Familie und ist sechsmal so schwer. Wenn die Dunkle Materie aus ultraschweren Wasserstoff bestehen sollte, ist es vorstellbar, dass der ultraschwere Wasserstoff über
Zwischenschritte, die am LHC nachweisbar
wären, zu normalen Wasserstoff
zerfällt. Der Wasserstoff verdichtet
sich dann durch die Gravitation, und es
entstehen die Sterne .
IZ:
Nach Ihrer Hypothese sollte es möglich sein, am LHC ultraschweren Wasserstoff
zu erzeugen und die Masse zu vermessen.
So wie es auch gelungen ist,
wenige Anti-Wasserstoff-Atome zu
erzeugen und zu vermessen. Dunkle Masse bestünde aus Teilchen, die wir aus dem
Standardmodell der Elementarteilchen kennen und man müsste nicht nach neuen
unbekannten Teilchen, wie dem Neutralino,
suchen. Gilt die Skalensymmetrie auch in
unserem Sonnensystem ?
Autor:
Bekannt ist die empirische Formel von Titius-Bode , mit der sich die
mittleren Abstände der Planeten unseres Sonnensystems berechnen lassen.
Auch im Makrokosmos ist das Prinzip der Selbstähnlichkeit zu erkennen. Die
Allgemeine Relativitätstheorie von Einstein kann zwar die Planetenbahnen in
unserem Sonnensystem berechnen. Sie vermag aber keine Aussage über die
Struktur unseres Sonnensystems zu machen. So stehen die Abstände der
Planeten von der Sonne in einem ganz bestimmten Verhältnis.
a= 0.4 + 0.3 2^n mit den ganzen Zahlen
-1, 0, 1, 2 , 3, 4, 5, 6, 7, 8
Die Formel war im 18. Jahrhundert berühmt und wurde sogar als Gesetz
betrachtet, nachdem man aufgrund von Lücken in der Zahlenfolge den Planeten
Neptun und einen Zwergplaneten voraussagen und vorausberechnen konnte und auch
beim vorgegebenen Abstand von der Sonne auch fand. Da man für die
empirische Formel keine theoretische Grundlage fand, geriet die Titius-Bode-Formel weitgehend in Vergessenheit
.
Die Formel erinnert an das Bohrsche Atommodell mit
seinen Quantenzahlen. Die Bohrschen
Quantenzahlen schränkten die damalige Beliebigkeit des Bahnradius des
umkreisenden Elektrons ein. Nach damaliger Auffassung hätte das Elektron
in einer Spiralbahn in den Atomkern stürzen müssen. Erst später fand man mit
dem Konzept der Elektronenwelle von de Broglie und dem Wirkungsquantum eine
elegante Begründung für die Quantenzahlen.
Die ganzen Zahlen der Titius-Bode-Formel legen
ebenfalls ein Quantenmodell nahe. Die Planeten umkreisen unsere Sonne
nicht auf beliebigen Bahnen, wie sie die Allgemeine Relativitätstheorie
Einsteins zulässt, sondern sie schränkt die Bahnen ein. Die Bahnradien
liegen auf der logarithmischen Zahlengeraden. Zugrunde liegt
die Skalensymmetrie und der zugehörige Erhaltungssatz, die Skaleninvarianz. Die
Skaleninvarianz erklärt die Struktur unseres Sonnensystems, was die Allgemeine
Relativitätstheorie nicht leisten kann. Die Staub- und Gaswolken
sammelten sich bei der Entstehung des Sonnensystems in den Knoten einer Dichtewelle . Wie die ineinander verschachtelten
russischen Puppen reicht diese Dichtewelle auf der logarithmischen
Zahlengeraden von der Größenordnung der Elementarteilchen bis zu
der der Planetenbahnen.
IZ:
Gibt es die Skalensymmetrie auch in der lebenden Natur?
Autor:
Wasser besteht aus mehreren Phasen. Bekannt ist der Wasserdampf, das
flüssige Wasser und Eis. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass das
flüssige Wasser auch aus mehreren Phasen besteht. So gibt es bei 37 °C
eine Phasengrenze, zwischen einem flüssigen und einem flüssigkristallinen
Zustand des Wassers. Es ist gerade die Temperatur, wo die Evolution der Spezies
Mensch ihren Thermostaten eingerichtet hat. Fraktale entwickeln sich auf
dem engen Pfad zwischen Ordnung und Chaos. Muster bilden sich, wenn das
System unter der Temperatur der Phasengrenze abgekühlt wird und sie lösen sich
wieder auf, sobald die Temperatur wieder über der Temperatur der Phasengrenze
ist. Auf diese Weise hat das System eine hervorragend Anpassungsfähigkeit
an die Umgebung. Es ist lernfähig. Die entstehenden Muster sind
selbstähnlich auf verschiedenen Größenskalen. Der russische Forscher Sislenko hatte die Massen von über 20000 Arten über 20
Jahre in akribischer Arbeit gemessen und ausgewertet. Die erhaltenen
Zahlenwerte ordnete er auf der Zahlengeraden des natürlichen Logarithmus an.
Er stellte fest, dass diese Zahlenwerte sich nicht kontinuierlich über
die Zahlengerade verteilten, sondern dass sie sich in bestimmten gleichen
Abständen häuften. Die Abstände waren nicht gleichmäßig besetzt . Sie hatten Lücken, gewissermaßen verbotene Zonen.
Sislenko hatte ein Quantenprinzip bei den
Massen lebender Arten entdeckt.
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