Willkommen in
der Planckwelt
2. Interview in München
Ultraschwerer Wasserstoff und Dunkle Materie
IZ:
Willkommen zu unserem 2. Interview in München ! Nach der Bestätigung des Higgsbosons durch den Nobelpreis 2013 ist es ruhig geworden
in der Populärwissenschaft. Erwartet wird eine zündende Idee, die die Physiker
wieder begeistert. Könnte diese Idee
eine plausible Antwort auf die Frage sein, woraus die Dunkle Materie besteht ? Das ist derzeit das größte Rätsel der Physik. Nach
herrschender Meinung besteht die Dunkle Materie aus den WIMPS. Das sind schwach wechselwirkende
Elementarteilchen mit einer Masse von
100 GeV . Aussichtsreichster Kandidat ist das Neutralino,
das supersymmetrische Partnerteilchen des Neutrinos. Bei unserem Interview in Dresden haben Sie
einen interessanten und originellen Vorschlag gemacht. Demnach besteht die
Dunkle Materie aus ultraschweren Wasserstoff. Es ist
aber nicht der Wasserstoff, den wir kennen, sondern eine neue Form von
Wasserstoff. Können Sie uns das nochmals
erläutern ?
Autor:
Es gibt unterschiedliche Formen von Wasserstoff. Es gibt einmal den normalen
Wasserstoff mit einem Proton und einem Elektron, dann den schweren Wasserstoff
mit einem Proton, einem Neutron und einem Elektron.
Dann gibt es den superschweren
Wasserstoff mit einem Proton, zwei Neutronen und einem Elektron, das sog. Tritium, und letztendlich noch das
Wasserstoffmolekül, das aus zwei Wasserstoffatomen besteht. Allen Formen des
Wasserstoffs ist gemeinsam, das ihre Masse nicht ausreicht, um die fehlende
Gravitation zu erklären. Wir müssen den Wasserstoff auf eine andere Weise
schwerer machen. Das erreichen wir, wenn
wir uns den Wasserstoff aus den Quarks
und den Leptonen der 3 Teilchenfamilien vorstellen.
Unsere Welt, wie wir sie innerhalb unseres Sonnensystems kenn, besteht aus den
Quarks und dem geladenen Lepton der 1. Familie. Die
Wasserstoffatome aus den Quarks und dem geladenen Lepton
der 2. Familie sind schwere Kopien des normalen Wasserstoffs. Sie unterscheiden
sich nur in der Gravitationswirkung.
IZ:
Das ist ein revolutionärer Vorschlag. Warum sollte die
sparsame Natur sich nicht der 3 Teilchenfamilien bedienen, die in aufwändigen
Versuchen nachgewiesen wurden. Auf der einen Seite suchen wir in der Astrophysik
nach fehlender Gravitation, und auf der anderen Seite suchen wir in der
Hochenergiephysik nach dem Sinn der vermeintlich überflüssigen Quarks und Leptonen.
Autor:
Der Wasserstoff ist demnach in der ersten Phase nach dem Urknall nicht der gleiche
Wasserstoff, den wir in unserem Sonnensystem vorfinden.
IZ:
Dunkle Materie ist nach unserem heutigen
Verständnis die Voraussetzung, dass Galaxien überhaupt entstehen konnten. Die
Temperaturunterschiede bei der kosmischen Hintergrundstrahlung wurden
mit Abweichungen von +-0.0002 °K gemessen. Rechnet man zurück , dann wären
die Fluktuationen der Temperatur
kurz nach dem Urknall zu gering, um das
Verklumpen des Wasserstoffs erklären zu können.
Dunkle Materie muss die
Fluktuationen am Anfang verstärkt
haben. Am Anfang war der
Wasserstoff. Aber wie konnte aus dem Nichts der Wasserstoff entstehen ?
Autor:
Wir kennen die Fluktuationen, die aus
der Heisenbergschen
Unschärferelation entstehen. Nach
heutiger Auffassung ist das Vakuum nicht leer.
Im Quantenvakuum entstehen virtuelle Teilchen und die zugehörigen
Antiteilchen. Der Energieerhaltungssatz
wird nicht verletzt , soweit es die Unschärferelation
ΔE Δ t > h /4 π
zulässt. Virtuelle Teilchen fluktuieren
mit den zugehörigen Antiteilchen. Wenn
wir mit Feynman davon ausgehen, dass Antiteilchen Teilchen sind, die in der Zeit zurücklaufen, dann fluktuiert auch die Zeit
. Die Fluktuationen erzeugen eine
berechnete Energiedichte des Vakuums, die so hoch ist, dass wir infolge der Raumzeitkrümmung den
nächsten Straßenzug nicht erkennen würden . Der Unterschied zu unserer Welt ist
gigantisch. Der Faktor 10^120
gilt als die größte Fehleinschätzung in der Physik.
IZ:
Wenn dieser Widerspruch gelöst werden soll,
dann muss es Fluktuationen geben,
die die Fluktuationen, die aus der
Heisenbergschen Unschärferelation entstehen,
so kompensieren , das die Theorie mit der realen Welt
der flachen Raumzeitkrümmung übereinstimmt.
Autor:
Genau ! Das sind die thermischen Fluktuationen. Eine weitere Unschärferelation ist die Δ E /
Δ T > k e
mit der Boltzmannkonstanten k und der natürlichen Zahl e
. Die Temperatur fluktuiert.
IZ:
Wie kann dann aus den Fluktuationen der
Zeit und der Temperatur Wasserstoff entstehen ?
Autor:
Am Anfang war das Universum weitgehend symmetrisch. Das
Wasserstoffatom hingegen ist asymmetrisch hinsichtlich der Masse des Protons
und des Elektrons und bemerkenswert stabil.
Der Zerfall des Protons konnte trotz aufwändiger Versuche bisher nicht
nachgewiesen werden. Erhalten sind beim
Wasserstoffatom die Erhaltungssätze für den Spin, der schwachen Ladung, der elektrischen Ladung und der starken Farbladung. Aus klassischer
Sicht umkreist das Elektron den Atomkern mit der Bahngeschwindigkeit von
v= c / 137 und dem Bahndrehimpuls h . Aus Fluktuationen ist das kleinste stabile
Materieteilchen der Allgemeinen Relativitätstheorie entstanden.
IZ:
Was war die treibende Kraft ? Welche Prinzipien der Natur stehen dahinter ?
Autor:
Treibende Kraft ist die fallende Temperatur . Das erste Prinzip ist der 2. Hauptsatz der Thermodynamik nach dem die Entropie
ansteigt. Zum anderen gilt das Prinzip der kleinsten Wirkung. Und es gilt das CPT-Theorem.
IZ:
Was besagt das Theorem
?
Autor:
Die Symmetrien der Ladung, des Raums und
der Zeit sind gebrochen. Werden die
einzelnen Symmetrieoperationen hintereinander ausgeführt, dann ist die Symmetrie wieder
hergestellt. Das sagt das CPT-Theorem
aus. Beim Abkühlen nach dem Urknall
durchläuft das Vakuum mehrere
Phasen. Bei 10^28 °K spaltet
sich die starke Kraft ab und die
Zeitsymmetrie wird gebrochen. Bei 10^11 °K spaltet sich die schwache Kraft
ab, und die Raumsymmetrie wird
gebrochen. Die Natur unterscheidet zwischen rechts und links. Nach dem heutigen
Stand reichen die Symmetriebrechungen jedoch nicht aus, um die Abwesenheit von Antimaterie zu erklären.
IZ:
Es kommt also noch ein weiterer Faktor dazu,
der die Zeitsymmetrie bricht.
Autor:
Vorgänge, die die Zeitsymmetrie verletzen, bezeichnen
wir als irreversibel . Obwohl bei den
Kollisionsprozessen in den Beschleunigern Entropie erzeugt wird, wird die
thermodynamische Energie bei den Berechnungen der Wirkungsquerschnitte nicht
berücksichtigt. Das Massenverhältnis vom
Proton zum Elektron mit 1840 : 1 ist ein Hinweis auf die Irreversibilität. Wie sieht die Irreversibilität beim ultraschweren Wasserstoff aus ? Das ultraschwere Proton ist ein Xi-Baryon . Es besteht aus den Quarks der 2.
Familie { ccs
} und
hat eine Masse von 3700 MeV. Das Myon hat
eine Masse von 108 MeV. Das Massenverhältnis ist 34 : 1. Kann Ihrer
Meinung nach ultraschwerer Wasserstoff
am LHC erzeugt werden ?
Autor:
Aufsehen erregt im Jahr 2017 am LHC der experimentelle Nachweis des Xi cc++ Baryons. Es
ist das erste Baryon mit 2 schweren Quarks. Es besteht aus dem u-Quark der 1.
Familie und den beiden Charm-Quarks der 2.
Familie. Das Xi
cc++ hat eine Masse von 3.6 GeV und zwei positive elektrische Ladungen
. Seine Lebensdauer ist 10^-12 s
und es ist mit dem Standardmodell kompatibel.
Nachgewiesen , aber leider nicht mit dem Standardmodell der
Elementarteilchen kompatibel , wurde
bereits das Xi
cc+ mit einer positiven elektrischen Ladung .
Es besteht aus einem d-Quark und 2 c- Quarks. Mit seiner einfachen
positiven Ladung kommt es der Vorstellung von einem ultraschweren Wasserstoffkern schon näher .
Zusammen mit einem Myon erhalten wir ein Plasma aus ultraschweren
Wasserstoff. Plasma ist der 4.
Aggregatzustand bei dem positiv geladene und negativ geladene Teilchen bei
hohen Temperaturen keine Bindungen eingehen und nebeneinander existieren. Xi-Baryonen
bestehen als Familie aus Kombinationen von 2 schweren Quarks der 3 Teilchenfamilien.
IZ:
Fassen wir das alles noch einmal zusammen . Was ist
neu an der Hypothese vom ultraschweren Wasserstoff ?
Autor:
Es gibt ausreichend Beweise für die
Dunkle Materie mit der 4 bis 6-fachen
Masse der leuchtenden Materie. Die leuchtende Materie,
deren elektromagnetische Strahlung mit empfindlichen Sensoren gemessen
wird, reicht nicht aus, um die Abweichungen vom Newtonschen Gravitationsgesetz zu erklären. Nach meiner Hypothese besteht die Dunkle Materie aus einem Plasma von ultraschweren
Wasserstoff, der sich aus Kombinationen der Quarks und Leptonen der 3 Teilchenfamilien zusammensetzt.
Ultraschwerer Wasserstoff { ccd µ } und {ccs µ} hat die 3
bis 4-fache Masse des Wasserstoffatoms
und zerfällt über Zwischenstufen in den normalen Wasserstoff
{ uud e }.
Die Zwischenstufen sind schwere Baryonen
und schwach wechselwirkende
Mesonen. Erst die Mesonen auf der
untersten Stufe, die Photonen, senden sichtbares Licht aus. Neue Teilchen für die Dunkle Materie jenseits des Standardmodells werden nicht
benötigt. Übrigens hat das bisher
schwerste hergestellte Baryon mit einem Bottom-Quark
die 6-fache Masse des Protons.
IZ:
Das Xi cc+ ist das ultraschwere Proton, das sich vom
Proton nur durch die Masse unterscheidet . Es ist instabil und zerfällt als
Kaskadenteilchen in 10^-12 s in Zwischenstufen bis zum Proton. Nach dem ersten
experimentellen Nachweis konnte es leider nicht mehr reproduziert werden. Im
Gegensatz zum Xi cc++ ist es mit dem Standardmodell
der Elementarteilchen nicht kompatibel. Es würde Sinn machen, den Versuch am
LHC zu wiederholen und das XI cc+ als ultraschweres Wasserstoffatom
nachzuweisen. Wie kann man sich Dunkle Materie aus einem Plasma von Xi cc+ und µ bei
den kurzen Zerfallszeiten vorstellen ?
Autor:
Die Frage ist berechtigt. Die
Weltraumteleskope der Astrophysiker sind nicht nur Zeitmaschinen sondern auch
thermodynamische Maschinen. Wenn das
eingefangene Licht vom Rand der Milchstraße mehr als 50 000 Lichtjahre
unterwegs war, dann entstammt es auch
einem ultraheißen Vakuum und einer stärker gekrümmtem Raumzeit. Eine Galaxie ist mit einem Halo von Dunkler
Materie umgeben. Treffender wäre es
zu sagen, in einem Halo aus Dunkler Materie ist eine
Galaxie entstanden. Bei fallender Temperatur zerfällt das Halo aus
ultraschweren Wasserstoff {ccs µ} und {ccd µ} in seinem
Inneren und es entsteht durch Zerfallsprozesse stabiler Wasserstoff {uud e} , der sich
durch Gravitation zu Wolken zusammenballt, aus denen bei weiterer Kompression
durch die Gravitationskraft die leuchtenden Sterne der Galaxie entstehen.
IZ:
Sie machen einen originellen Lösungsvorschlag für das derzeit größte Problem
der Astrophysik. Sie verbinden Ihre
Antwort auf die Frage, woraus die Dunkle Materie besteht, mit der Erzeugung des
Xi cc++ Baryons am LHC 2017, dessen Masse vom Standardmodell der
Elementarteilchen vorausberechnet werden konnte. Ist das eine Alternative zum Neutralino.
Autor:
Das Neutralino ist eine Hypothese. Es setzt voraus,
dass die Supersymmetrie verwirklicht ist. Seine
Masse ist daher auch nicht bekannt.
Das Massenspektrum der Xi-Baryonen mit jeweils
2 schweren Quarks kann am LHC ermittelt werden. Es ist in Reichweite des
LHC. Xi-Baryonen
können im Rahmen einer neuen Spektroskopie direkt Aufschluss geben über die
Zusammensetzung der Dunklen Materie, mit der die Abweichungen vom Newton´schen Gravitationsgesetz erklärt werden können. Xi-Baryonen
bestehen aus 2 schweren Quarks der 2. oder 3 Familie und einem leichten Quark.
Ihre Massen sind mit den Vorgaben der Dunklen Materie vereinbar. Die Bedeutung
des Xi cc++ wird allgemein darin gesehen, dass es
dazu beitragen kann, die starke Wechselwirkung besser zu verstehen. Das schwere Xi
cc++ Baryon aber als erstes, im Experiment am LCH
nachgewiesene Teilchen der
Dunklen Materie zu interpretieren, das würde es für die Populärwissenschaft
aufregend und interessant machen. Die
Auswirkung der Massen der Xi- Baryonen auf die
großräumige Gravitation kann Impulse für
die weitere Forschung geben und dazu beitragen, eine Brücke zwischen dem
Standardmodell der Elementarteilchen und der Allgemeinen Relativitätstheorie zu
schlagen.
Woraus besteht die Dunkle Materie
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