Willkommen in der Planckwelt
Das Interview in Wien
IZ:
Willkommen
zu unserem zweiten Interview in Wien.
Wien war auch die Wirkungsstätte von
Ludwig Boltzmann , der uns mit seiner berühmten Formel S= k ln W die Entropie auf mikroskopischer
Grundlage erklärte, und der großen Einfluss auf die großen Physiker des 20.
Jahrhunderts wie Planck
und
Einstein ausübte. Das Higgs-Boson ist entdeckt und die Medien preisen das als die
größte Entdeckung des 21. Jahrhunderts.
Doch wie soll es jetzt weitergehen ? Das Higgs soll das Tor zu einer neuen Welt aufstoßen. Wir wollen diese Welt die Boltzmannwelt nennen, und sie soll neben der Planckwelt
existieren .
Was verstehen Sie eigentlich unter der
Planckwelt ?
Autor:
Die Planckwelt ist für
mich nicht die Welt am Anfang der Zeit , bei der
Plancklänge 10^-35 m, der
Planckzeit 10^-43 m und der Plancktemperatur 10^32 ^K , sondern sie ist die physikalische
Welt, die auf dem Prinzip der minimalen Wirkung und auf dem Planckschen
Wirkungsquantum h beruht. Und das ist praktisch die
gesamte
Physik. Das ist aus meiner Sicht
das Dilemma der aktuellen Physik.
Selbst die Gravitation
soll mit dem Prinzip der minimalen Wirkung
erklärt werden. So soll es
angeblich das Graviton geben mit
dem Spin von 2h. Bis jetzt hat man keinerlei Anzeichen
für dieses Gravitation gefunden.
Weil die Superstringtheorie ein Teilchen mit 2h beinhaltet, hält man diese Theorie für die
zukünftige Weltformel,
weil sie als einzige Theorie
in der Lage wäre, die 4 Naturkräfte
zu vereinigen.
IZ:
Gibt es für Sie Hinweise, dass es neben der Planckwelt noch eine
andere Welt geben muss,
gewissermaßen eine Antiwelt ?
Gibt es Phänomene , die nicht durch die Wirkung
erklärt werden
können ?
Autor:
Seit der Entdeckung der Unbestimmtheitsrelation E t
> h / 2π durch Heisenberg wissen wir, dass das
Vakuum nicht leer ist. Im Vakuum brodelt es von virtuellen
Quantenfluktuationen, die durch die
Unschärferelation erzeugt werden. Rechnet man konsequent durch, dann erhält man eine Vakuumenergie-
von 10^120 . Das ist ein unvorstellbar hoher Wert, der nicht der
Realität entspricht. Die Raumzeit, in der
wir leben, müsste sich so
stark krümmen, dass wir die
Gegenstände vor uns nicht erkennen könnte. Stattdessen
ist die Welt flach. Es
muss also eine weitere Unschärferelation geben, die ebenfalls
Quantenfluktuationen
erzeugt und mit ihren Energiebeiträgen die Quantenfluktuationen, die durch das
Wirkungsquantum erzeugt werden,
aufhebt.
IZ:
Eine Unschärferelation wird von einer Naturkonstante
abgeleitet. Naturkonstanten bilden
einen Rahmen
und ein festes Fundament in der Physik und es gibt eine
Hierarchie unter den Naturkonstanten.
Sie behaupten ja, dass
die Boltzmannkonstante k
auf der gleichen Hierarchieebene ist und eine vergleichbare Bedeutung hat
wie das Plancksche Wirkungsquantum.
Autor:
Die
Boltzmannkonstante k hat eine Unschärfe zur Folge . Die
daraus folgenden Quantenfluktuationen sollen die negativen Energiebeiträge
liefern, die die hohe Vakuumenergie
von 10^120 kompensiert,
damit
unsere Welt flach erscheint. Wir müssen einen Bogen
spannen vom Entropiequantum k
, über die Information, über
die Masse bis zum skalaren Higgsboson. Wir leben in einem Meer von
Information,
unser Leben wird durch Information
bestimmt, aber dennoch hat der
Begriff Information bis jetzt keinen Eingang gefunden in das
Standardmodell, das den
Aufbau der Materie beschreibt.
IZ:
Information gibt es heutzutage in Überfluss .
Wir wissen den Wert von Information nicht mehr zu schätzen. Sie wird
verschleudert und verschenkt.
Denken wir nur an die Publikationen und Forschungsergebnisse
im
Internet. Woran liegt es, dass die
Information in der Physik ein Schattendasein führt
?
Autor:
Die Information hat einen thermodynamischen
Ursprung. Die Ergebnisse des
Standardmodells beruhen auf den Experimenten in den Teilchenbeschleunigern, bei denen Elektronen oder Protonen
aufeinander
geschossen werden.
Impulse und Energien entstehender Teilchen werden durch Detektoren
ermittelt
und im Rahmen des Impulserhaltungssatzes und des
Energieerhaltungssatzes ausgewertet.
Fehlende Energiebeiträge und fehlende Impulse schreibt man dann den
Ruhemassen der entstehenden Elementarteilchen zu. Ruhemassen haben aber gar keinen
Impuls. Die Thermodynamik ist
dabei
überhaupt kein Thema,
obwohl im Wechselwirkungsbereich Temperaturen entstehen, die mit einem kleinen
Urknall
vergleichbar sind.
IZ:
Das mag damit zusammenhängen, dass man sich über den Ursprung der Masse
immer noch nicht im
Klaren ist.
Ruhemasse ist ja nach Einstein eine konzentrierte Form von Energie. Die Boltzmannwelt
ist die Welt der Information. Welche Unschärferelation finden wir nun in der Boltzmannwelt ?
Autor:
Um 1 bit Information zu erhalten
, wird eine Entropie
von S=ln2 k benötigt . Wir können auch sagen,
dass bei einer Temperatur T
eine Energie von E=ln2 kT erforderlich ist. Steht diese Energie nicht
zur
Verfügung kann auch keine Information gewonnen werden. Wir können daher eine Unschärfe
formulieren mit ΔE
/ ΔT > ln2 k . Information wird gewonnen
, wenn wir zwischen
Zuständen
unterscheiden können. So wie wir beim
Wirkungsquantum von der Unbestimmtheitsrelation sprechen,
so können wir beim Entropiequantum k
von der Ununterscheidbarkeitsrelation sprechen.
Denken wir nur daran, welcher Aufwand getrieben wurde, um das Higgs-Boson vom Untergrund und
von anderen Teilchen
unterscheidbar zu machen.
IZ:
Das ist ein interessanter Aspekt. Wir benötigen also eine
Mindestmenge Energie, wenn wir zwischen
Zuständen unterscheiden. Wenn wir diese Erkenntnis auf das
Massenspektrum der Elementarteilchen
anwenden, dann sollten doch die Massenwerte direkt
aus der Ununterscheidbarkeitsrelation abgeleitet
werden
können. So wie der Bahndrehimpuls
des Elektrons beim Wasserstoffatom aus der
Unbestimmtheitsrelation mit dem
Wirkungsquantum h abgeleitet werden kann.
Autor:
Das ist in der Tat der Fall, wie an anderer Stelle
gezeigt wurde. Wir haben ein
Quantenprinzip der
Elementarteilchenmassen. Überraschend
ist, dass die Quantenabstände auf
der Zahlengeraden
des natürlichen Logarithmus zu finden sind.
Schauen wir
uns z.B. die Higgsformel an :
246 e^-n/3 [GeV] für n= 0,1,2,3 .
Sie
weist dem Higgs-Boson für n=2 den Wert 126.3 GeV zu, der
auch am Atlas-Detektor gemessen wurde.
Auch bei den Leptonen und den Quarks ist das Quantenprinzip zu
erkennen.
So ist
der Quantenabstand zwischen dem Elektron und dem Tau-Lepton 3e . Bei
den Quarks haben
wir einen Quantenabstand von e²/6.
Die Massen der
Elementarteilchen sind die kleinsten Informations-Träger.
IZ:
In der Boltzmannwelt spielt die natürliche Zahl e, auch Eulersche Zahl genannt, eine herausragende
Rolle, so
wie in der Planckwelt die Zahl π
eine herausragende Rolle spielt . e und π sind tranzendente
Zahlen und sie sind in der Zahlenwelt die beiden wichtigsten transzendenten
Zahlen.
Richard Feynman wurde einmal gefragt, was er im Angesicht einer großen Katastrophe an die Nachwelt
weiterreichen würde, er antwortete : Das
Prinzip der Quanten.
Welche
Formel würde aus Ihrer Sicht die physikalische Erkenntnis zusammenfassen ?
Autor:
Ich würde auf mein T-Shirt schreiben e^i π= -1
. Und ich würde
diese Formel verbinden mit den
beiden Unschärfen A / h /
2π = S / e k .
Es
ist schon erstaunlich, dass diese beiden transzendenten Zahlen π und e die Quantenabstände des
Wasserstoffspektrums und des Massenspektrums der Elementarteilchen
bestimmen. Transzendente
Zahlen sind Dezimalzahlen mit unendlich vielen Dezimalstellen ohne periodische
Wiederholungen. Sie sind Zahlen am
Rande des Chaos und werden dahingehend nur noch vom Goldenen Schnitt
übertroffen. Das Chaos ist das Maß
aller Dinge. Es ist erstaunlich, dass das mysteriöse Massenspektrum der Quarks
und Leptonen
von dieser transzendenten Zahl abgeleitet werden kann, die sich so
einfach als Kettenbruch berechnen lässt.
IZ:
Das Higgs-Boson ist entdeckt. Im August 2012 wurde durch die Analyse
der Zerfallsdaten bestätigt,
dass es sich bei dem neuen Teilchen auch
wirklich um das Higgs-Boson handelt
, das das Standardmodell
fordert. Wie soll es beim LHC weitergehen ?
Werden neue Teilchen entdeckt werden ?
Autor:
Alles Hoffen ist darauf gerichtet, erste supersymmetrische Teilchen zu
finden. Ist die
Supersymmetrie in
der Natur verwirklicht ? Die Supersymmetrie wird aber auch nicht
in der Lage sein, das
Massenspektrum
der Quarks und Leptonen zu
erklären. Aus meiner
Sicht kann das nur die Skalensymmetrie.
Die Skalensymmetrie ist eine
Symmetrie der Boltzmannwelt. Warum die Skalensymmetrie in der
herrschenden Lehre kein Thema ist,
kann ich mir nicht erklären.
Die Skalensymmetrie beendet die
Beliebigkeit der Massen im
Standardmodell und trägt dazu bei,
die freien Parameter im Standardmodell
zu verringern. Erst wenn alle freien Parameter
von Naturkonstanten abgeleitet werden können, kann beim
Standardmodell von einer
endgültigen Theorie gesprochen werden.
Die Naturkonstante der
Boltzmannwelt, die
Eulersche Zahl e, kann dabei eine wichtige Rolle
spielen.
IZ:
Welche
Teilchen könnten aus Ihrer Sicht am LHC gefunden werden, die mit dem
Standardmodell
verträglich sind ?
Autor:
Ich könnte mir
vorstellen, die Quarks und Leptonen der 4. Familie zu finden, unter der
Voraussetzung,
dass es ein schweres 4. Neutrino mit
einer Masse von 45 GeV gibt.
Ich könnte mir auch
vorstellen, ein
Gammastrahlen- Spektrum im skalaren Sektor zu finden. Für die
Entdeckung des Higgs-Bosons bei
125 GeV und 126 GeV
waren 2 Zerfallskanäle ausschlaggebend.
Es war der Zerfall in Z-Bosonen und
ihr Nachweis durch die Myon-Detektoren
und der Zerfall in elektromagnetische Strahlung durch den Nachweis von 2
Gammaquanten von je 63 GeV .
So wie das top-Quark
weiter zerfällt bis zum u-Quark und dem d-Quark und das Z-Boson bis zum Elektron
und den Neutrinos, so könnte auch das Higgs-Boson in einer in einem Gammastrahlenspektrum
zerfallen.
IZ:
Sie denken dabei vermutlich an Ihre Higgsformel v → t → h
→ Z .
Trauen Sie sich zu,
die
Quantenabstände dieses Gammastrahlen-Spektrums vorauszusagen ?
Autor:
Der Quantenabstand bei den Quarks ist e² / 6, das ist ca ½
e . Bei
den geladenen Leptonen haben wir
einen
Quantenabstand von e und bei den Neutrinos e² , unter der Annahme, dass es ein 4. Neutrino
gibt. Ein 4. Neutrino erfordern die
Neutrinooszillationen , die experimentell nachgewiesen wurden.
Im Higgs-Sektor
wäre dann der Quantenabstand 2/3 e anzunehmen
. Für das
γ-Strahlen-Spektrum würden sich dann folgende Werte ergeben :
1/2 v e^ (-2/3 e n -2/3) für n= 0,1,2,3 [ 63 , 10.3 , 1.7 , 0.27 ] GeV
Diese
γ-Strahlenblitze heben sich vom Untergrund ab und wären leicht zu finden, so es sie gibt.
IZ:
Es wäre
natürlich eindrucksvoll, wenn diese
γ-Strahlenblitze an den Detektoren entdeckt werden könnten.
Wenn ich Ihre
Higgsformel v → t → h → Z nochmals in Hinblick auf die
Wechselwirkungen und die Zerfallsreihen
anschaue, dann fällt mir ein
interessanter Aspekt auf.
Das Higgs-Boson hat
2 Zerfallskanäle, einmal in die elektromagnetische
Wechselwirkung und mit dem Z-Boson in die
schwache
Wechselwirkung. Es sollte
also ein Teilchen der elektroschwachen Wechselwirkung sein.
Das Top-Quark
zerfällt in das Higgsboson und in das B-Quark
. Es vereinigt in sich also
alle Wechselwirkungen, die Farbkraft, die elektromagnetische Kraft und die
schwache Kraft. Es hat sogar Masse.
Das Top-Quark ist ein interessantes Teilchen, weil es wegen der kurzen Zerfallszeit
von 10^-25 s nicht
hadronisieren kann und als freies Quark mit großer
Genauigkeit nachgewiesen werden.
Wenn das Top-Quark schwerer ist als das Higgs-Boson,
dann kann das Higgs-Boson nicht Ursprung
der Masse sein. Der
Ursprung der Masse muss im Vakuum liegen mit dem
Vakuumerwartungswert
von 246
GeV. Das
ist ein Hinweis auf den thermodynamischen Ursprung der Masse. Die
Quanteneigenschaften der
Entropie führen zum Massenspektrum der Elementarteilchen
, dem derzeit
größten
Rätsel der Hochenergiephysik.
Damit ist verbunden der Zahlenwert für λ. Wie ist Ihre Meinung zu λ ?
Autor:
Der Wert für λ
bestimmt die Form des Higgspotentials und ist nach der
Theorie unbestimmt.
Deshalb waren auch die gewaltigen Anstrengungen
notwendig, um mit dem LHC und den
vorhergehenden Beschleunigern den
experimentellen Wert zu finden. Mit der Higgsformel lässt
sich dieser Wert berechnen und von
der Naturkonstanten e ableiten. Die Masse des Higgs-Bosons ist h.
Nach dem Higgsmechanismus gilt : h² = 2 λ v²
Nach der Higgsformel gilt h = v e^-2/3
Somit gilt für λ =
½ e^-4/3
λ lässt sich in der
Boltzmannwelt berechnen. Es ist für mich eine große
Genugtuung, das mit
meinen
bescheidenen Mitteln und Möglichkeiten tun zu können.
Letztendlich ist die Physik einfach
und das ist die große Überraschung unserer Zeit.
IZ:
Da die
zweite Konstante µ von λ und v abgeleitet werden kann , ist die
Form der Kurve des
Higgspotentials durch die Eulersche Zahl e
eindeutig bestimmt.
Das ist doch ein großer Erfolg
für Sie. Sie sind mit Ihrer Theorie
beim Standardmodell angekommen. Das
Higgs-Boson ist entdeckt
und im August 2012 als das
hypothetische Teilchen des Standardmodells nachgewiesen worden.
Mr. Higgs wird Ende des Jahres 2012 mit seinen 83 Jahren seinen
verdienten Nobelpreis bekommen.
Doch wie geht es jetzt weiter ?
Eine gewisse Sprachlosigkeit in den Medien ist festzustellen.
Das
Hoffen auf das Higgs hat sie jahrelang
beschäftigt. Treffen wir uns doch
wieder in Genf zu unserem
2. Interview in Genf. Diskutieren wir über den
Erkenntnisgewinn seit unserem 1. Interview in
Genf und über
das BSM , jenseits des Standardmodells.
Copyright
© 1997-2012
Friedrich Moeller
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