Willkommen in der Planckwelt
Interview in Hamburg
IZ:
Willkommen
in Hamburg ! Hier am Desy wurden 1969
erstmals die Gluonen als Botenteilchen der
starken Kernkraft nachgewiesen. In unserem Interview in München haben
Sie Ihr neues Standardmodell
mit dem Massenspektrum der
Elementarteilchen vorgestellt. Was
mir daran besonders gut
gefällt,
ist der einfache
Zusammenhang von
Vakuumerwartungswert v = 246 GeV,
Topquark, Higgsboson und
Z-Boson.
v e^-1/3 v
e^-2/3
v e^-3/3
177 GeV
126 GeV 91 GeV
Die
Neutrinos , die Gluonen und
die Photonen haben im
Standardprogramm keine Masse .
Wir wollen uns über die rätselhaften
Neutrinos unterhalten und auch
über
die 11 Dimensionen der Stringtheorie.
Autor:
Alle 3 Neutrinos
haben Masse. Das ist das Ergebnis
langer aufwendiger Experimente tief
unter der Erde. Und es ist das erste Experiment, für das
das Standardmodell keine Erklärung hat.
Neutrinos oszillieren. Die Sensation
ist, dass Neutrinos nur oszillieren
können, wenn es 4 Neutrinos
gibt.
Und jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Das 4. Neutrino ist ein steriles
Teilchen und wirkt nur
durch die Gravitation, oder es hat zusätzlich eine
schwache Ladung, dann muss es aber
auch
ein viertes geladenes Lepton
geben. Und wenn es ein
schweres Tauon gibt, dann muss es auch
ein schweres Bottom-Quark geben. Und wenn das alles zutrifft, dann gibt es eine 4.
Teilchenfamilie.
IZ:
Das ist natürlich eine schwerwiegende Behauptung .
Ein 4. Neutrino oder Anti-Neutrino kann es nur
geben, wenn die Masse des 4. Neutrinos größer
ist als die halbe Masse des Z-Bosons.
Das hat man schon vor 30 Jahren nachgewiesen . Das ist ein Dogma, und es wird schwer sein,
gegen dieses Dogma anzugehen. Wie wollen
Sie zeigen, dass das 4.
Neutrino eine Masse
von > 46 GeV haben
soll. Das ist doch ein gigantischer
Wert für ein Neutrino oder Anti-Neutrino .
Es würde
viele Probleme lösen, wie das der
Dunklen Materie oder das der Antimaterie .
Autor:
Wir
müssen unterscheiden zwischen den kosmischen Neutrinos, die uns auf der Erde erreichen
und
den künstlich erzeugten Neutrinos,
wie sie im KATRIN- Experiment in Karlsruhe erzeugt werden.
Die
Obergrenzen der Neutrino-Massen beim KATRIN-Experiment sind < 2 eV
, < 170 keV und < 18 MeV.
Auf MeV bezogen
sind das
2x 10^-6 , 1,7x 10^- 1 , 1,8x 10^1 , ( 4,6 x 10^4 ).
Eine
logarithmische Abschätzung zeigt,
dass bei einer starken
Massenhierarchie der
Neutrinos
von e^2 wegen der
fehlenden elektrischen Ladung ein
Wert von > 46 GeV für das 4.
Neutrino
durchaus vorstellbar ist.
IZ:
O.k. ich akzeptiere die Abschätzung
, auch wenn es mir schwer
fällt . Gibt es auch
Anhaltspunkte für eine
superschwere Schwester des Tauons ?
Autor:
Auch die gibt es.
Es sind mysteriöse
Zerfallsreaktionen, die beim TeVatron, dem derzeit größten
amerikanischen
Beschleuniger, gefunden
wurden. Bei einer
Kollisionsenergie von 800 GeV wurden
mehr Myonen als das Standardmodell
zulässt außerhalb der
Wechselwirkungszone gemessen.
Wenn Sie wollen war das auch ein experimentelles
Ergebnis jenseits des Standardmodells.
IZ:
Und
wie sieht das bei den Quarks aus ? Welchen Wert hätte das
superschwere Bottom-Quark ?
Autor:
Das ist eine sensationelle
Überraschung. Wenn Sie im
neuen Standardprogramm
extrapolieren
hin zu einer 4. Quarkfamilie , dann hat das superschwere Bottom-Quark die gleiche Masse wie das
Top-Quark. Vielleicht erklärt das auch die
seltsamen Probleme beim Bestimmen der elektrischen
Ladung des
Top-Quarks.
IZ:
Das wäre
natürlich eine Sensation, wenn Mesonen der 4. Familie nach und nach
experimentell
nachgewiesen werden könnten. Es gibt ja noch genug Platz unter dem
Vakuumerwartungswert
im neuen
Standardmodell der Elementarteilchen. Die viel beschriebenen
supersymmetrischen
Teilchen scheint es offenbar nicht zu geben.
Kommen wir zu den 11 Dimensionen der Stringtheorie.
Die Superstringtheorie gilt ja als die heimliche
Weltformel, weil sie angeblich die Gravitation mit
einschließen
soll. 7 Raumdimensionen
sollen aufgewickelt sein unterhalb der Plancklänge.
Wie ist Ihre Meinung
dazu ?
Leben wir statt in 4 in 11
Dimensionen ?
Autor:
Es ist ja immer wieder
interessant zu lesen , dass im Standardmodell die Gravitation
keine Rolle spielen soll.
Dabei hat
jedes Elementarteilchen,
außer dem Photon und dem Gluon, eine Masse. Das Problem ist doch,
dass man die experimentell ermittelten Massenwerte nicht
erklären und von einer Naturkonstante
ableiten kann. Im Standardmodell hat jedes
Teilchen die Masse 0 . Deswegen ist ja der Nachweis
des Higgsbosons so wichtig. Es soll den Teilchen Masse verleihen . Wie
dann unterschiedliche Massenwerte
zustande kommen, bleibt dann weiterhin ein Rätsel.
IZ:
Sie sind ja ein
Verfechter des Higgs-Bosons und weisen ihm ja im neuen
Standardmodell mit
126 GeV eine bestimmte Stelle zu. Für Sie ist der
Ursprung der Masse in der Thermodynamik
begründet und Sie können mit den
Entropiequanten das Massenspektrum der
Elementarteilchen
zwanglos erklären. Welche Rolle spielt für Sie dann
das Higgs-Boson im Standardmodell
?
Autor:
Das
Higgs-Boson ist das einzige Skalarboson . Es hat
keinen Spin und keine Ladung.
Das Higgs-Boson ist
eine Singularität in der Raum-Zeit.
Es ist das kleinste Schwarze Loch , und
für
mich ein Bote aus der 5. Dimension
jenseits von Raum und Zeit. Das Higgs-Boson
wechselwirkt
nur durch
die Gravitation ,
und es besteht aus reiner thermodynamischer Energie.
Das Photon
hingegen besteht aus reiner Wirkung.
Wir kennen die berühmte Formel E= h ν von Einstein.
Der Dualimus
Materie –
Licht
, Teilchen
–
Welle gilt auf der höheren
Ebene auch für das Higgs-Boson und
das masselose Photon. Die anderen Elementarteilchen tragen Wirkung und Information ,
wobei wir
Information als Negentropie
verstehen .
IZ:
Sie weisen also dem Higgs-Boson im Standardmodell die Rolle des kleinsten
Schwarzen Lochs zu, jenseits
von Raum und Zeit und nicht die Rolle des Masselieferanten für die anderen
Teilchen des Standardmodels.
Das Higgs-Boson hält sich versteckt in der 5. Dimension, und
deshalb ist es so schwer zu finden.
Das ist ein interessanter Gedankengang, den man verfolgen sollte.
Was halten Sie vom Higgs-Mechanismus ,
der seit 50 Jahren diskutiert wird ?
Autor:
Der Higgsmechanismus ist abgeleitet vom Modell der Supraleitung
mit der spontanen
Symmetriebrechung in der
vierdimensionalen Raumzeit.
Ausgangspunkt ist der
Lagrange-Formalismus L dt , den ich auf 5 Dimensionen
erweitern würde
durch Einbeziehen der Thermodynamik.
IZ:
Wie
erklären Sie eigentlich die anderen 6 Dimensionen der Stringtheorie,
die ja auf Plancklänge eingerollt sein
sollen
. Wie soll man sich diese Dimensionen überhaupt vorstellen ?
Autor:
Wir denken in räumlichen
Dimensionen, Da bei der normalen
vierdimensionalen Raumzeit kein Platz
mehr ist für
weitere Raumdimensionen, bleibt nur
die Plancklänge übrig. Dort werden
die
6 Dimensionen aufgewickelt . Sie sind damit den Experimenten nicht
zugänglich, und die
Stringtheorie bleibt eine
mathematische Theorie mit hoher Symmetrie.
Wie kommt man aus diesem
Dilemma heraus
? Der
Dimensionsbegriff ist weiter zufassen.
Dimensionen sind ganz allgemein
Freiheitsgrade physikalischer Größen . Das
können auch Ladungen sein. Wenn wir die 6 inneren
Dimensionen als Ladungen im sechsdimensionalen Ladungsraum verstehen, dann haben wir den Bezug
zur
heutigen Physik
.
IZ:
Quarks und Leptonen bestehen
dann Ihrer Meinung nach aus Ladungen .
Quarks bestehen
aus 6 Ladungen,
geladene Leptonen aus 5 Ladungen und neutrale
Leptonen aus 4 Ladungen. Wir können
auch sagen, dass im Wasserstoff, dem kleinsten stabilen Teilchen, das zwischen Allgemeiner
Relativitätstheorie
und
Quantentheorie steht , 6 Ladungserhaltungssätze gelten. Aus
diesem Grund ist der Wasserstoff stabil.
Autor:
Sie haben das
erfasst. Wir können auch im
Bild der Strings bleiben. Der
String wäre dann ein
Boson mit 2 Fermionen am
jeweiligen Ende. Diese
Fermionen wechseln ständig ihre Ladungen und der
String schwingt und hält die Ladungen auseinander, damit sie sich nicht
neutralisieren. Vergleichbar
ist das mit den Feldlinien zwischen zwei gegensätzlichen Ladungen, das Bild, das sich Faraday
ausgedacht hat. Zwischen den
Quarks mit ihren Ladungen schwingt dann ein 6-dimensionaler String.
Ladungen sind sowohl Bestandteil von Teilchen als auch
Quelle und Senke von Kräften.
Wenn wir die
6 Kräfte verstehen als magnetische
, elektrische, schwache ,
starke , schwere und Quark-Lepton- Kraft
dann haben
wir den Bezug zum Standardmodell .
Es ist eine Sache der Interpretation.
IZ:
Das
Wasserstoff-Molekül wäre dann als Zwiebel
mit unterschiedlichen Schalen zu sehen. Im Lauf von
200 Jahren wurde
eine Schale nach der anderen abgezogen.
Die Kräfte wurden verstanden
und in
den Dienst gestellt.
Autor:
Denken wir nur an das Elektron als elektrischen Ladungsträger. 1898 wurde es als
Trägerteilchen der
Kathodenstrahlen entdeckt. Man lernte, es durch magnetische Kräfte zu
beeinflussen und zu beherrschen.
Die Radioröhre und dann die Fernsehröhre
wurden entwickelt, die den Menschen
ein ganz neues
Raumzeitgefüge vermittelte. Man konnte an
Veranstaltungen teilnehmen ohne dort zu sein.
Als man dann in den letzten 60
Jahren auch noch lernte, in
hochreinen Siliziumkristallen negative
und positive elektrische
Ladungsträger im hoher Dichte zu platzieren, erreichte man die totale
Kommunikation rund um den Erdball.
Facebook-Süchtige können 18 Stunden am Tag vor
ihrem
Laptop sitzen und mit jedem
möglichen Menschen auf der Welt kommunizieren
.
IZ:
Können sich die Zwiebelschalen , um im Bild zu
bleiben, in ihrer Dicke verändern
?
Autor:
Das ist eine interessante Frage.
Sie meinen wohl damit, ob sich die Kräfte in ihrer Stärke verändern,
so dass letztendlich eine
vereinheitlichende Urkraft übrigbleibt ?
Wir
sollten diese Frage bei unserem nächsten Interview in
Göttingen diskutieren .
Copyright © Friedrich
Moeller 1997 –
2012