Willkommen in der Planckwelt
Interview in Göttingen
Higgs-Boson 126
IZ:
Willkommen in Göttingen, in der Stadt, in der in den 20-iger
Jahren die Quantenmechanik entwickelt wurde und
in der Wissenschaftler
heute dem Ursprung des Lebens auf
de Spur sind .
Denken wir nur an die Hyperzyklen
von Prof. Eigen. In Hamburg haben Sie das Higgs-Boson
als kleinstes Schwarzes Loch
bezeichnet, das
innerhalb
kürzester Zeit in das Z-Boson weiter zerfällt. Für mich interessant war auch die
Zerfallsreihe vom
Vakuumerwartungswert v , über
das Top-Quark , das Higgs-Boson,
das Z-Boson bis zu den μ – Teilchen.
v → t →
H → Z
246 GeV * e^-(n/3) für n= 0,1,2,3 .
Higgs-Formel
Das ist die Zerfallsreihe , von der man sich am ehesten den Nachweis des
Higgs-Bosons verspricht.
In dieser Zerfallsreihe wird dem
Higgs-Boson der Wert 126 GeV
zugewiesen. Das ist gerade
der experimentelle
Wert, der
am Atlas- Detektor zur Zeit gemessen wird und der im Laufe des Jahres 2012
statistisch abgesichert
wird.
Im März 2012 wurde der Wert des CMS-Detektors von 124 GeV in Richtung des Werts 126 GeV
korrigiert.
Mich erinnert das an die Anfänge des Periodensystems der
chemischen Elemente, als man
leere Stellen definierte und genau dort auch die entsprechenden chemischen
Elemente später nachwies. Man
kann auch sagen, Sie haben in Hamburg mit der
Zerfallsreihe erstmals einen Hinweis auf die Higgs-Formel gegeben.
Seit 50 Jahren wird danach gesucht.
Bevor wir uns hier
in Göttingen über das Fehlen der Antimaterie unterhalten, sollten Sie den
6-dimensionalen
Ladungsraum nochmals erklären. Sie denken dabei wohl
an die 11-dimensionale Stringtheorie,
die in den Medien immer wieder als die
künftige Weltformel gehandelt wird.
Autor:
Die Stringtheorie ist eine mathematische Theorie ohne
Zusammenhang mit dem
erfolgreichen
Standardmodell der Elementarteilchen. Unterhalb der Ebene der Quarks,
Leptonen und Bosonen soll es
eindimensionale
Strings geben, die in 11
Raumdimensionen schwingen. Da
diese Strings nur so groß
wie
die Plancklänge sind , werden die Strings mit keinem
Experiment nachgewiesen werden können.
6 Raumdimensionen sollen dabei auf
Plancklänge eingerollt sein.
IZ:
Sie haben nun die Idee, dass Sie diese 6 inneren Dimensionen
nicht Raumdimensionen sind
sondern
Ladungsdimensionen.
Der Dimensionsbegriff wird dabei weiter gefasst. Dimension ist eine Variable, der
Zahlenwerte zugeordnet
werden. Denken wir an das
Periodensystem der chemischen Elemente. Alle über
100 chemischen
Elemente und die zugehörigen Isotopen können auf einer 2-dimensionalen Fläche
mit 2 Zahlen
definiert werden, u.a. mit der Ordnungszahl. Mit dem Zahlenpaar kann man sich alle
historischen
Begriffe sparen. Sie behaupten nun ,
man könnte alle Teilchen des
Standardmodells mit 6 Zahlen
definieren.
Autor:
Das Standardmodell wird ja immer mit 12 Quarks verkürzt
dargestellt .
Dabei gibt es farbige Quarks,
Quarks mit Spin
, Antiquarks . Jedes Quark hat eine unterscheidbare Identität. Durch die Kombination
der jeweiligen
Eigenschaften kommt man auf über 200 Teilchen des Standardmodells. Strenggenommen
sind diese
Eigenschaften Ladungen. Es gibt 6
verschiedenartige Ladungen, so wie
es 6 verschiedene Kräfte gibt,
denn die Ladung ist Quelle und Senke der
Kraft. Es gibt die magnetische , die schwache , die elektrische,
die
starke, die schwere Kraft
und die Baryon-Lepton Kraft.
IZ:
Und so
kommen wir zu den 6 inneren Dimensionen . Mit den Ladungen haben wir eine
Substruktur unter
der Ebene der Quarks, Leptonen
und Bosonen. Werden die
Vorzeichen der schwachen,
elektrischen und
starken Ladungen vertauscht, erhält man die Antimaterie.
Autor:
Die Vorstellung von der Antimaterie beruht auf der
berühmten Formel von Einstein E= +-
m c². Viele Menschen
stellen sich vor, dass Materie
und Antimaterie im Urknall auseinander fliegen , dass
Materie und Antimaterie
zerstrahlen
und ein Überschuss an Materie übrig
geblieben ist .
Für
mich stellt sich eher die Frage , wie ist aus dem heißen Nichts des Vakuums der Wasserstoff entstanden,
der ja das häufigste Element im Kosmos ist ?
IZ:
Wasserstoffatome spüren nur die Gravitation. Die magnetische
, die elektrische, die schwache, die starke Kraft ,
und die Lepton /
Baryon-Kraft sind exakt
abgeschirmt, so dass nur die Gravitation nach außen wirkt.
Deshalb ziehen sich Wasserstoffwolken zusammen und
verdichten sich zu Sternen. Anfang
des 20. Jahrhunderts
wollten die Physiker
den Aufbau des Wasserstoffatoms
verstehen. Sie entwickelten hierzu
die Quantentheorie .
Beim LHC werden Wasserstoffkerne mit großer Wucht
aufeinander geschossen. Beim
Zusammenprall
entsteht ein Mikrokosmos
unterschiedlichster Teilchen . Sie bestehen aus Quarks, Leptonen und Bosonen.
Der Wasserstoff ist stabil. 6 Ladungserhaltungssätze halten ihn
zusammen. Der kleinste Massenpunkt
der Allgemeinen Relativitätstheorie hat nicht die Dimension 0, wie es die Einsteinsche Theorie
verlangt, sondern er ist 6-dimensional.
Insbesondere wird eine weitere 6. Lepton/Baryon-Kraft postuliert, die 3 Quarks so zusammen hält , dass sie
die positive
Ladung des Protons
erzeugt. Mesonen bestehen aus der
Farbladung und der Anti-Farbladung.
Wie konnten in diesem Ladungsraum aus
Quantenfluktuationen die unterschiedlichen Ladungen entstehen?
Wie bleiben
sie getrennt und neutralisierten sie sich nicht ? Ich hoffe, ich habe Ihren
Gedankengang richtig wiedergegeben.
Autor:
Der Mechanismus der
Ladungstrennung wurde in den letzten 60 Jahre
entdeckt. Er beruht auf dem CPT-Theorem.
Bei den
Zerfallsreaktionen im Beschleuniger entdeckten die Physiker Reaktionen, die die Ladungserhaltung, die Paritätserhaltung und die
Kombination aus Ladungserhaltung und Paritätserhaltung verletzten.
Nach dem CPT-Theorem verletzen sie dann auch die
Zeitsymmetrie. Die Entdeckung war ein heilsamer Schock
für die
Physiker. Das Problem ist nur, dass die
Paritätsverletzung bei der schwachen Kraft , und die
Verletzung
der CP-Symmetrie bei
der starken Kraft zu schwach ist und nicht ausreicht, um das Fehlen der Antimaterie zu
erklären.
IZ:
Raum und Zeit müssen also asymmetrisch sein, wenn wir die
Entstehung des Wasserstoffs erklären wollen.
Es darf keine Spiegelwelt geben und ein
vorwärtslaufender Film muss sich
von dem rückwärtslaufenden Film unterscheiden. Wir wissen ja von den
Maxwell- Gleichungen
, dass sie zeitsymmetrisch sind . Trotzdem laufen die elektromagnetischen
Wellen immer von der wärmeren Quelle zur Senke und sie laufen nicht zur Quelle
zurück.
Autor:
Jetzt haben Sie ja einen Widerspruch aufgezeigt, der den berühmten Physiker Feynman bis zu seinem Lebensende
verfolgt
hat. Er hat begriffen, dass das eine entscheidende Frage der
Physik ist.
Chemiker sind
mit der Zeitumkehr bei chemischen Reaktionen vertraut. Sie nennen eine chemische
Reaktion
reversibel, wenn sie im
thermischen Gleichgewicht ist , wenn sie vorwärts und rückwärts gleich
abläuft. Wenn
sie
reversibel ist , entsteht keine Entropie. Entropie entsteht , wenn
die chemische Reaktion irreversibel
ist.
Zerfallsreaktionen sind z.B. irreversibel.
IZ:
Wir benötigen im Standardmodells
einen Term, der Irreversibilität
erzeugt. Kann das Higgs-Potential diese
Aufgabe erfüllen
? Immerhin
wurden mit dem Higgs-Potential die Massen der
W-Bosonen und des Z-Bosons
vorausgesagt und im Experiment am CERN auch
gemessen. Dafür gab es den Nobelpreis .
Autor:
Der Higgs-Mechanismus sagt nicht genug aus
, um die anderen Probleme zu
lösen.
Er sagt nicht die Massen der Quarks und Leptonen voraus.
Er erklärt nicht die fehlende Irreversibilität, um
das Entstehen des
Wasserstoffs zu erklären. Das Massenverhältnis Proton :
Elektron = 1840 : 1
kann der
Higgs-Mechanismus auch nicht erklären. Dieses Massenverhältnis gehört zu
den größten Rätseln der Physik.
Außerdem schaukelt sich in der gegenwärtigen
Theorie die Higgsmasse durch virtuelle
Quantenfluktuationen auf
bis zur Planckmasse. Das erinnert uns an die UV-Katastrophe
, die am Anfang des 20.
Jahrhunderts durch
Einführung des Quantenprinzips abgewendet wurde. Der Higgsmechanismus kann nicht die kleine Masse des
Higgs-Bosons mit
126 GeV
erklären. Das
Standardmodell ist nicht vollständig.
Es muss etwas fehlen .
Das
Standardmodell der Elementarteilchen beruht auf dem Prinzip der kleinsten Wirkung.
Hinzukommen
muss eine quantisierbare Größe wie die Entropie, die nach neuen didaktischen
Konzepten auch
als Wärmeladung definiert wird. Es gibt positive und negative
Wärmeladungen. In offenen
Systemen
nimmt die Entropie ab.
Negentropie entsteht und damit Information. Dinge werden unterscheidbar.
Und
Dinge werden unterscheidbar, wenn Ladungen getrennt werden.
IZ:
Wenn ich Sie richtig verstehe, dann ist die jetzige Theorie unvollständig, weil sie sich auf Energie, Masse,
Raum und Zeit beschränkt. Hinzu
kommen müßte Temperatur , die Information
und Entropie. Im berühmtem
Boltzmannfaktor e^- (hν / kT) wäre nicht nur h
sondern auch k quantisiert ?
Die
Energiequanten sind bei
höheren Temperaturen größer und
verhindern das Aufschaukeln der virtuellen
Quantenfluktuationen . Die Higgsmasse wird bei 126 GeV
stabilisiert.
Autor:
Sie
haben das auf den Punkt gebracht.
Wir müssen die 4-dimensionale Raumzeit zu
einer 5-dimensionalen Raumzeit weiterentwickeln. Dann erhalten
wir mehr
Irreversibilität und die Teilchen bekommen auch die Masse
, die im Experiment gemessen wird.
Ich vergleiche das immer mit einem
Zirkuszelt, das gerade aufgebaut
wird. In der Mitte steht
senkrecht der
Mast
. Er ragt nach oben in die 5. Dimension
. Unten liegt auf dem
Boden die Zeltplane. Wie
projizieren
die 4-dimensionale Raumzeit auf die
Bodenfläche. Dort liegt sie
wie beliebig gefaltet. Teile der Zeltplane
überlappen
sich. Für einen Außenstehenden in
einiger Entfernung sind die Falten
kaum erkennbar.
Er sieht nur die Fläche. Dann wird die Zeltplane hochgezogen
und sie entfaltet sich in die 5. Dimension.
Jetzt wird eine regelmäßige Struktur
sichtbar, die vorher nicht zu
erkennen war. Die
Zufälligkeit der
Faltenlagen
mit ihren Freiheitsgraden wird
umgewandelt in eine feste Ordnung.
Wenn wir dieses Bild auf das Standardmodell übertragen, dann reduzieren wir die
Freiheitsgrade, wenn wir
das
Standardmodell in die 5. Dimension,
die kosmische Temperatur,
entfalten. Wir
müssen
das Standardmodell der Elementarteilchen mit dem kosmologischen
Standardmodell des abkühlenden
Universums verschmelzen.
IZ:
Sie
glauben also ,
dass Sie dann mit der entstehenden Irreversibilität das Entstehen des Wasserstoffs
erklären
können.
Autor:
Das
kosmologische Standardmodell entfaltet sich entlang der der kosmischen
Temperatur. Am Anfang ist
der Urknall mit der Plancktemperatur von
10^-32°K .
Dann entsteht die Quark-Gluonensuppe
, dann die Quarks und Leptonen , bis nach 3 min der Wasserstoff
entsteht. Es geht weiter zu den Sternen, Galaxien
und schließlich bis zum Leben auf
der Erde.
Jeder
Temperaturpunkt hat
seine eigene Raumzeit.
Das kosmologische Standardmodell
hat einen Knackpunkt. Es erklärt auch nicht den Ursprung der
Masse.
Das ist ja gerade das
aktuelle Problem. Angeblich
soll der Kosmos durch das Higgs-Feld ausgefüllt sein
und die zugehörigen Higgs-Teilchen sollen den Quarks und Leptonen Masse verleihen.
IZ:
Ich glaube, wir sind jetzt zum Kern der Sache vorgestoßen. Es geht darum, ob mit dem Higgsmechanismus die
Welt erklärt werden kann , so wie sie ist und so wie die experimentellen
Ergebnisse sie vorgeben. Es geht
darum,
ob der Higgsmechanismus die notwendige Irreversibilität erzeugen
kann, die für die Entstehung des
Wasserstoffs
benötigt wird.
Sie haben ja das Massenverhältnis von Proton zu Elektron mit 1840 : 1
angesprochen.
1840 = e^e^2,015 damit sind wir wieder bei der Naturkonstanten e und der Ableitung der
Quarkmassen und Leptonenmassen
.
Autor:
Ich gehe davon aus, dass es das Higgs-Boson mit der Masse 126 GeV
gibt, und dass es eine andere
Aufgabe hat
als die, die ihm in
der herrschenden Lehre zugewiesen wird.
Das Higgs-Boson ist ein Skalar-Boson und hat
keinen Spin und keine
Ladung. Es
besteht aus reiner
thermodynamischer Energie. Es ist das Teilchen, dass die notwendige fehlende
Irreversibilität in der Zerfallskette erzeugt, damit der Wasserstoff entstehen kann, bestehend
aus einem leichten Lepton und einem schweren Baryon im Massenverhältnis 1:
1840.
IZ:
Wenn
das Top-Quark in die anderen Quarks und in das Higgs-Boson zerfällt und das wieder in das Z-Boson ,
dann kann das
Higgs-Boson
nicht für
den Ursprung der Masse verantwortlich sein, denn wie soll es dem Top-Quark seine
Masse verleihen ? Was ist
dann für den Ursprung der Masse verantwortlich ? Woraus besteht der
sprichwörtliche
Sirup ?
Autor:
Es sind die
Wärmeteilchen, die den Quarks und Leptonen zur Masse
verhelfen. Das Vakuum ist mit
Wärmeteilchen
gefüllt, die mit
den Quarks und Leptonen zusammenstoßen.
Thermodynamische Energie wird dabei in Massenenergie
umgewandelt.
IZ:
Das war für mich eine
interessante Diskussion über die Masse des Higgs-Boson , über Irreversibilität
und die
fehlende Antimaterie und über den ganz anderen Ursprung der
Masse. Machen wir unser nächstes
Interview in
Wien . Prof. Zeilinger
hat dort Gedankengänge
entwickelt, die den Ihren sehr nahe
kommen.
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2012
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