Willkommen in der Planckwelt

                                       Jenseits von Higgs

 

Die größte und teuerste Forschungsmaschine der Welt , der LHC in Genf , ist seit Anfang 2010 in Betrieb.  Langsam wird er hochgefahren.  Bei der Kollisionsenergie wurde der Weltrekord April 2010 eingestellt.      3000 Techniker und Wissenschaftler haben nur ein Ziel im Auge, sie wollen das Higgs endlich nachweisen.  Das Higgs soll das Teilchen sein, das den anderen Teilchen Masse verleiht.   Es ist das einzige noch nicht nachgewiesene Teilchen des so erfolgreichen Standardmodells.  Die Physiker wissen inzwischen genau,  wo sie das Teilchen finden können.  Es muss eine Masse haben  zwischen 160 GeV und 200 GeV.   Die untere Grenze wurde experimentell ermittelt. Bis zur Massenenergie von 160 GeV wurde kein Higgs gefunden.   Die obere Grenze ergibt sich durch Strahlungskorrekturen. 

Das Higgs zerfällt innerhalb kürzester Zeit .  Alle möglichen  Zerfallsprozesse werden am Computer simuliert.  Sehr wahrscheinlich ist die W-Bosonenfusion .  Hierzu müssen im Kollisionsbereich W+-Ionen und W-Bosonen gleichzeitig entstehen und sich vernichten.  Die Fusionsenergie  würde mit 160 GeV im erlaubten Bereich von 160 GeV bis 200 GeV liegen.         

Doch was passiert,  wenn das Higgs nicht nachgewiesen werden kann ?  Dann haben die Physiker ein Problem.  Sie müssen nach sich nach einer neuen Theorie umschauen, die den Ursprung der Masse erklärt.  Wird das Higgs nachgewiesen,  dann kann man immer noch nicht die Masse des Elektrons und der anderen Teilchen erklären.    Die Massen der Fermionen bleiben weiterhin beliebig.  Nach dem Higgsmodell erhalten  die Fermionen über einen Kopplungsfaktor an das Higgs ihre Masse .  Doch der Kopplungsfaktor ist auch wieder beliebig.  Das Problem der Beliebigkeit der Massen wird nur verlagert.      Es scheint,  die Physik steckt in einer Sackgasse.  Das Bild von Lady Thatcher,  die von Politikern umlagert wird,  muss herhalten , das Higgs und das Higgsfeld dem Politiker zu erklären,  die über das Geld zum Bau des LHC entscheiden.    Das Bild kopiert sich wie ein Virus durch die Hochschulfolien.  Ab und an hat jemand den Mut und die Fantasie,  Lady Thatcher durch den Rennfahrer Schumacher zu ersetzen.

Bei einer Theorie,  die den Ursprung der Masse jenseits von Higgs erklärt,  muss es ein Quantenprinzip auf der Basis  ganzer Zahlen geben und die Fermionenmassen müssen von Naturkonstanten abgeleitet werden können.  Auf diese Art und Weise  hat Bohr vor hundert Jahren auch das Elektronenspektrum des Wasserstoffs erklärt .   

Die Berechnungen der Streuprozesse in der Elementarteilchenphysik beruhen auf dem Prinzip der minimalen Wirkung .  Man bildet die Differenz aus der potentiellen und der kinetischen Energie und differenziert dann nach Raum und Zeit.  Den mathematischen Ausdruck nennt man Lagrangedichte  und man  berechnet damit  das Minimum der Wirkung.  Die Lagrangedichte ist eichinvariant.  Sie ist eichsymmetrisch . Das macht sie so wichtig.  Das Ganze ging gut bis in die 60-iger Jahre des vorigen Jahrhunderts .  Man konnte bis dahin die Wirkungsquerschnitte der Stoßprozesse in den Beschleunigern genau berechnen.    

Das Problem kam dann mit der Formulierung der elektroschwachen Wechselwirkung, die die elektromagnetische mit der schwachen Wechselwirkung vereinigt.  Man musste einen Masseterm in die Langrangedichte einführen,  um die kurze Reichweite der schwachen Wechselwirkung zu erklären,  und dieser Masseterm zerstörte die Eichsymmetrie.

Higgs führte in die Lagrangedichte ein zusätzliches  skalares Hintergrundfeld ein und schaffte es durch entsprechende Umeichung ,  die Masse der W-Bosonen und die Masse des Z-Bosons zu berechnen und vorauszusagen.  Für die experimentelle  Bestätigung am CERN gab es dann den Nobelpreis.   Der Preis für den Higgsmechanismus war  ein neues Teilchen,  das Higgs-Boson,  mit seiner unbekannten Masse.   Den Higgsmechanismus hat sich Higgs vom Modell der Supraleitfähigkeit abgeschaut.  Auch dort muss eine effektive Masse des Elektrons eingeführt werden.     Der Higgsmechanismus gibt der Lagrangedichte die verlorene Eichinvarianz wieder zurück.  Das macht seine Bedeutung aus.

Wie kommen wir aus der Sackgasse der Beliebigkeit der Fermionenmassen heraus ?

Ein ganz neuer Ansatz muss gefunden werden .  Und diesen Ansatz gibt es mit  der Thermodynamik.   Im Fachbereich Physik der Uni Münster verbindet man den Higgsmechanismus mit der Thermodynamik und orientiert sich dabei am Phasendiagramm des Wassers und nicht am Modell der Supraleitfähigkeit.

Das Higgspotential hat bekanntlich die Form eines Mexikanerhuts.  Wird das Higgspotential in der Mitte des Mexikanerhuts zweimal abgeleitet , erhält man mit der Krümmung die effektive Masse  m eff. 

 Im thermodynamischen Modell wird zu m2 eff eine zusätzliche  thermodynamisch  addiert , die mit einem Wärmebad wechselwirkt und es gilt :   m2 thermodynamisch  = a λ *  T² .

 λ steht für die Steilheit des Higgspotentials  und  a   ist eine Konstante .     Setzt  man  a λ = S2   ,  so kommt man  zu thermodynamischen Gleichung    E 2    =  S 2   T2     

Bei der spontanen Symmetriebrechung an der Phasengrenze der elektroschwachen Wechselwirkung  nehmen die Teilchen, um eine effektive Masse zu bekommen, nicht kontinuierlich thermodynamische Energie aus dem Wärmebad auf , sondern – und das ist eine Überraschung -  in Quanten.    Die Entropie ist quantisiert ! 

Logarithmieren wir die Massenwerte  der Quarks und Leptonen,  dann   sind  die Massenwerte identisch mit den Werten für die   Wahrscheinlichkeiten    nach der Boltzmann-Gleichung     S =  k ln W   mit einem Faktor e  für die Fermionen und e2/6 für die Quarks.    E ist die natürliche Zahl.        

Beim thermodynamischen Higgs-Modell wird  die Temperatur als weitere 5. Dimension in die Lagrangedichte eingeführt.  Das ist neu und originell !   Die Temperatur verändert auch die Form des Mexikanerhuts.   Wir erhalten  eine 5-dimensionale Raumzeit ,  wenn wir die Temperatur als imaginäre Zeit auffassen.    Und noch eines ist interessant  :  Mit der Temperatur T  erhalten wir auch eine Verbindung zum kosmologischen Standardmodell.   Dort sind die Stoßprozesse nicht gerichtet wie bei den Beschleunigern sondern zufällig.    

Stellen wir uns zum thermodynamischen Modell jenseits von Higgs bildhaft die Niagara-Fälle vor :

Der berühmte Wasserfall ist die Phasengrenze, wo die spontane Symmetriebrechung stattfindet.   Oben fließt das Wasser auf breiter Form ruhig dahin , bis es am Wasserfall tosend in die Tiefe stürzt.   Unten fließt das Wasser ruhig weiter,  aber im Wasser sind jetzt lauter kleine Eisbrocken,  obwohl die Temperatur gleich geblieben ist.  Die Masse dieser Eisbrocken ist nicht beliebig stetig verteilt,  sondern man sieht eine Gesetzmäßigkeit.  

Im unteren Flussbett sind jetzt zwei Phasen nebeneinander, das Wasser und die Eisbrocken unterschiedlicher Größe .  Die ursprüngliche Symmetrie des fließenden Wassers ist gebrochen. 

Was ist passiert ?     Beim Fallen muss das Wasser thermodynamische Energie  in Form von E= S* T an die Umgebung abgegeben haben  und die Umgebung muss  Entropie aufgenommen haben.  Stellen wir uns Felsenklippen aus salzigen Gestein vor.  Dort gibt das Wasser  Entropie ab. Wir nehmen einmal ,  dass das pro Flächeneinheit geschieht .   Das geschieht nicht beliebig und stetig  , sondern in Quantensprüngen.  Die Flächen der Felsklippen, die Wärme aufnehmen ,  werden von oben nach unten sprunghaft kleiner und zwar in Schritten des natürlichen Logarithmus .    Durch die logarithmische Brille gesehen,  unterscheiden sich die Flächen durch ganze Zahlen.

Was ist der Ursprung der Masse         ?  

Konkreter formuliert :  „Was ist der  Ursprung der Massenwerte“   ?  

Übertragen wir das Bild mit den Eisbrocken auf das Massenspektrum der Elementarteilchen  , der Quarks und Leptonen , so gilt :

 

                ln  m Quark  =   (e2/6) *   n   + 1    mit  n= 0,         1,      3,        5,         6,            9   [MeV]

 

                                                                                                                  u                d           s            c              b                t

                                   berechnet                                                         2,71          9.3      109       1284        4400           177000

                                  

                                                                                         e         µ         τ

               ln m  Leptonen  =   e * n  -2/3          mit  n = 0,        2,       3    [MeV]

                           berechnet                                        0.513   118      1790

 

Die Quark- Massen der 2.und 3. Familie können relativ präzise gemessen werden.  Die Massen der 1. Familie können wegen des Confinements nur diffus bestimmt werden.  So sind auch die Massen des u-Quarks und des d-Quarks zu interpretieren.  Das u-Quark muss selbstverständlich schwerer sein , damit das Proton stabil bleibt  .

Der Higgsmechanismus auf der Basis des thermodynamischen Modells kann auch präzise die Massen einer 4. Familie voraussagen.  Das kann der Higgsmechanismus auf der Basis des herkömmlichen Supraleitungsmodells nicht.  Voraussetzung ist,  das das Neutrino der 4. Familie eine Masse > 45 GeV hat.   Das ist gerade die Hälfte der Masse des Z-Bosons .

Eine Neutrinomasse > 0,  wie sie durch das Experiment auch festgestellt wurde, erfordert  sogar mehr als 3 Familien .     Beim KATRIN- Experiment in Karlsruhe wird der    Neutrinostrom aus dem β-Zerfall  von Tritium gemessen.  Werden die experimentellen Obergrenzen bei den Massewerten der Neutrinos auf eine mögliche 4. Neutrinofamilie extrapoliert,  dann sind die Massenwerte mit einem Wert  m>  45 GeV  verträglich,  im Unterschied zu den kosmologischen Werten.

Neutrinos der 4 Familien wandeln sich ineinander um.  Die in Experimenten nachgewiesene Neutrinooszillation erklärte in den letzten Jahren das Rätsel der fehlenden Sonnenneutrinos.        

Existieren schwere Neutrinos und  Antineutrinos , dann wirken Sie durch ihre Gravitation .  Der Wirkungsquerschnitt für die schwache Wechselwirkung ist so gering, dass Materie in einem Meer von strukturlosen Antineutrinos existieren könnte,  ohne dass es zu einer befürchteten Zerstrahlung kommen würde.  Schwere Antineutrinos der 3. Und 4. Familie     wären ideale Kandidaten für die Dunkle Materie  und für die Antimaterie.  Sie existieren in der Theorie  und man bräuchte nach neuen exotischen Teilchen, wie z.B.  den Axonen,   nicht zu suchen.      

Es gibt noch weitere Versuchsergebnisse jenseits von Higgs,  die sich mit einer 4. Familie erklären ließen.   Da ist einmal die Unbestimmtheit der elektrischen Ladung beim Top-Quark und  der merkwürdige Nachweis von µ-Leptonen außerhalb des Kollisionsbereichs bei Stoßprozessen am TeVatron.     

Nach der spontanen Symmetriebrechung haben alle Teilchen eine thermodynamische Masse  außer dem Photon .  Das bleibt masselos und bewegt sich weiterhin mit Lichtgeschwindigkeit.

Die Raumsymmetrie der neu entstandenen Phase ist gebrochen.  Erst dadurch macht sich der Raum überhaupt bemerkbar.  Das Quantenvakuum  unterscheidet bei den Teilchen jetzt zwischen recht und links.   Die neue Phase entzieht den Teilchen an der Phasengrenze Entropie und verleiht Ihnen dadurch Masse.  

  Rätselhafte Neutrinos                                                                             

            

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